Ja, Vorbereitung ist alles oder doch nicht? Was muss ich machen und vorallem wie viel? Ich freue mich sehr, dass Michael Weiss, Buchautor von „Allein zu zweit – Ein Schmetterling auf dem Jakobsweg“, selbst erfahrener Jakobswegpilger und einer meiner helfenden Hände, uns einen kleinen Einblick in die Vorbereitunga auf den Jakobsweg gibt. Viel Spaß beim Lesen.
Wie bereite ich mich vor?
Als Annelie mich fragte, ob ich ihr bei ihrem Pilgerprojekt helfen könnte, musste ich nicht lange überlegen. Schließlich haben unsere beiden Projekte und die persönlichen Hintergründe für unser Engagement viele Gemeinsamkeiten.
Zudem ist Annelie eine sehr mitreißende Persönlichkeit. Die Teilnehmer/innen ihrer Pilgerwanderung werden ihre Motivationskünste auf den mehrstündigen Wanderungen sicher zu schätzen wissen.
Bei der Vorbereitung auf einen solchen Weg sollte man ehrlich sich selbst gegenüber sein. 150 km in 7 Tagen zu laufen und das mit Wanderrucksack ist für die meisten von uns nun mal kein Spaziergang. Eine angemessene Vorbereitung hilft dazu ungemein, das Erlebnis des Gemeinsamen Pilgerns zu genießen.
Wann fange ich an, wie oft sollte ich laufen und wie lange Strecken, waren die Fragen, die mich als Wanderanfänger vor meinem ersten Camino beschäftigten.
Ich schnappte mir meine Joggingschuhe, den neuen, allerdings noch leeren Rucksack und lief los. Eine Erfahrung, die mir das Angebot einer Mitfahrgelegenheit brachte, als ausgerechnet ein Pastor auf einer kleinen Landstraße neben mir hielt und die Erkenntnis, dass ich dringend anderes Schuhwerk benötige.
Die bei dieser (mit ihren 13 Kilometern wohl zu langen) Tour eingelaufenen Blasen unterbrachen meine Vorbereitung, kaum dass sie begonnen hatte.
Um solche und vielleicht noch größere Probleme zu vermeiden, hier eine kleine Checkliste:
- Beginnen Sie möglichst frühzeitig. Je nach Fitnessstand 2-3 Monate vorher.
- Laufen Sie immer mit den Schuhen und Socken, die Sie bei der Wanderung tragen wollen und mit Ihrem Rucksack, der anfangs leer sein sollte.
- Beginnen Sie mit kurzen Strecken, laufen Sie dabei max. ein- bis zweimal pro Woche. Am Ende der jeweiligen Etappe sollten Sie sich nicht übermäßig erschöpft fühlen. Das gilt für die ganze Vorbereitungszeit.
- Achten Sie besonders zu Beginn der Vorbereitung und bei auftretenden Problemen auf Erholungsphasen.
- Steigern Sie langsam die Häufigkeit und die Streckenlänge, soweit es Ihr Tagesablauf zulässt und steigern Sie das Gewicht des Rucksackes.
- Ziel sollte es einerseits sein, im letzten Monat der Vorbereitung mit dem Rucksackinhalt zu laufen, wie Sie ihn mit sich führen werden und andererseits am Ende der Vorbereitung damit Strecken der Länge meistern zu können, die Sie auf der Wanderung erwarten.
- Sollten Sie Probleme damit haben, sich jeden Tag mehrere Stunden für´s Wandern freizuhalten, glauben Sie mir, damit sind Sie nicht allein J Meine Empfehlung ist hier, lieber jeden Tag kürzere Strecken zu laufen, als nur zweimal die Woche die zu erwartende Tagesetappenlänge. Aber dies immer mit Rucksack und dem richtigen Schuhwerk.
- Eventuell lassen sich die Wanderungen mit Arbeitsweg oder ähnlichem kombinieren. Die Blicke, die man bekommt, wenn man mit voller Wandermontur durch Berlin stiefelt, lohnen sich 😉
- Die letzten zwei, drei Tage vor der Wanderung empfehle ich eine Ruhephase (max. kürzere Strecken und ohne Rucksack).
Ich wünsche Ihnen eine unvergessliche, schöne Zeit und einen Buen Camino!
Herzlichst,
Michael Weiss
Autor „Allein zu zweit – Ein Schmetterling auf dem Jakobsweg“